Kuchen, Krieg, Kommerz - die Geschichte der Frisbee

 

Was ist dieses “whoosh”-Garäu- AUA! (Foto: Jørgen Schyberg)

Was ist dieses “whoosh”-Garäu- AUA!
(Foto: Jørgen Schyberg)

Seit den 1950er Jahren sind Frisbees in Spielzeug- bzw. Sportgeschäften erhältlich. Doch die generelle Idee existierte schon sehr viel länger. Schon in der Antike warfen Sportler mit dem Diskus einen flachen, runden Gegenstand durch die Luft. Mit der industriellen Revolution wurden im 19. Jahrhundert viele flache runde Gegenstände in Massen produziert, die einem anderen Zweck dienten, aber ebenfalls über gute Flugeigenschaften verfügten. Mehr und mehr konnte man deshalb Menschen dabei beobachten, wie sie, diese Gegenstände durch die Luft gleiten ließen. So auch auf den Ivy League College Campus im Osten der USA. Die Studierenden verwendeten in erster Linie Kuchenformen und riefen “Frisbie”, bevor sie diese losließen.

 

Grund für diesen Ausruf ist William Russell Frisbie, der 1871 Frisbie Pie Company in Bridgeport, Connecticut eröffnete. Seine Kuchen verkaufte er in Kuchenformen der Eigenmark in der gesamten Region, unter anderem auch an Universitäten. Wer letztendlich das erste mal eine Frisbie Kuchenform hin- und her warf ist heute nicht mehr nachzuvollziehen. Sowohl Yale, Princeton, Dartmouth als auch Middlebury beanspruchen den Erfindergeist für ihren Campus. Vielleicht waren es aber auch gar keine Studierende sondern Kinder. Denn der neue Trend war nicht nur an Universitäten zu beobachten. Er nahm in Neuengland so viel Fahrt auf, dass der ein oder die andere Hobbybäcker*in sich gezwungen sah, zu Kuchenformen anderen Marken zu wechseln. Frisbies Kuchenformen wurden so häufig aus Küchen der Region entwendet, dass sie für Bäcker*innen kaum noch zur Verfügung standen. Viele suchten sich deshalb eine Alternative. Die Formen der Marke Pyrex zum Beispiel waren schwerer und hatten deshalb nicht so gute Flugeigenschaften.

Von Kuchenform zu Spielgerät: Die Frisbee. (Foto: Julien Malherbe)

Von Kuchenform zu Spielgerät: Die Frisbee.
(Foto: Julien Malherbe)

Aus einem Gelegenheitsgeschäft wird ein Business

Als Erfinder der Frisbee wird heute in der Regel Walter Frederick Morrison bezeichnet, der im Westen der USA aufwuchs und keinerlei Verbindung zu den Universitäten der Ostküste hatte. Auch er ließ in seiner Kindheit den ein oder anderen Alltagsgegenstand durch die Lüfte gleiten. Ebendies tat er eines Tages 1937 mit seiner damaligen Freundin und späteren Frau Lucile an einem Strand in Kalifornien. Die beiden verwendeten dafür wie die Studierenden der Ostküste eine umgedrehte Kuchenform. Ein anderer Strandgänger war fasziniert von der Idee und bot den beiden 25 Cent für die Kuchenform an, die im Laden lediglich 5 Cent kostete. Die beiden machten daraus ein Geschäft und begannen Kuchenformen an den Stränden Los Angeles zu verkaufen.

Schnell war die Idee geboren, die Flugeigenschaften der Kuchenformen zu verbessern und spezielle fliegende Scheiben zu produzieren. Doch der zweite Weltkrieg bremst Morrison kurzzeitig, sollte sich jedoch langfristig noch als wichtiger Bestandteil der Erfolgsgeschichte Frisbee herausstellen. Morrison meldete sich für den Kriegsdienst und diente als Pilot. Erst nach seiner Rückkehr aus dem Krieg konnte er 1946 den Gedanken verwirklichen, aus der Flugscheiben-Idee finanziellen Gewinn zu erzielen.

Inzwischen arbeitete Morrison als Schreiner in San Louis Obispo. Gemeinsam mit seinem Chef gründete er ein Unternehmen. Statt die Schreibe aus Metall zu fertigen, entschieden sich die beiden dafür, sich die Spritzgusstechnik für Plastik zu Nutze zu machen. Diese Technik existierte bereits seit 1872, nahm jedoch in den 1940er Jahren durch den Krieg an Fahrt auf. Der Bedarf an günstigen massenproduzierten Gegenständen stieg.

Der Ufo-Hype soll die Frisbee zum Erfolg machen

Morrison taufte die fliegende Scheibe zunächst Flyin Saucer (zu deutsch: fliegende Untertasse) und erhoffte sich so den UFO-Hype der 30er und 40er Jahre zu Nutzen machen zu können. Trotz Bemühungen blieb der große Erfolg jedoch aus und Morrison entschied sich aus dem Business auszusteigen.

Doch die Idee ließ ihn nie ganz los. Einige Jahre später designte er eine neue Flugscheibe, die sich als Urbild aller heutigen Scheiben herausstellen sollte. Den Pluto Platter bewarb er gemeinsam mit seiner Frau Lucile so erfolgreich auf Messen, dass er die Aufmerksamkeit des Spielzeugherstellers Wham-O auf sich zog. 1957 überließ er Wham-O die Rechte am Pluto Platter und erhielt dafür finanzielle Beteiligungen an allen zukünftigen Verkäufen. Einige Monate später erfuhren die Besitzer von Wham-O, dass College Studierende an der Ostküste das Spielgerät Frisbee nannten und entschieden sich, diesen Namen zu übernehmen.

Heute hat sich die Frisbee durchgesetzt. Sie ist nicht nur aus keinem Park mehr wegzudenken. Es beruhen außerdem weltweit verschiedene Sportarten auf ihr, wie zum Beispiel Ultimate Frisbee, Discgolf oder Freestyle. Auch die namensgebende Bäckerei existiert wieder. Sie war 1958 geschlossen worden. Doch 2009 erwarb der Ultimate-Frisbee-Spieler Dan O’Conner die Originalrezepte der Frisbie Pies bei einer Auktion. Einige Jahre später lizenzierte er die zugehörige Marke. Seit 2016 können Frisbee- und Kuchenfans wieder Frisbies Apfel-, Blaubeer- und Kirschkuchen genießen.


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