Max MUStermann denkt nach … über Waschbären und kulinarische Köstlichkeiten

 
Tierisch kulinarisch geht es in dieser Ausgabe der Kolumne zu. Von Stuttgart über Kassel bis nach Berlin.

Tierisch kulinarisch geht es in dieser Ausgabe der Kolumne zu. Von Stuttgart über Kassel bis nach Berlin.


Binger Beasts, Kiel Kelpies, Münster Marauders, Heidelberger Hellhounds. Alliterationen sind in! Zumindest was Teamnamen im Quidditch angeht. Ungefähr die Hälfte der deutschen Teams sind Mitglied im Alliterationen-Club. Die Spielenden aus „cool-kid town“ (New York Times) setzen sogar noch einen drauf: Looping Lux Leipzig. Nur in der Bayern-Liga gibt es kein Team, das sich für einen Namen mit Alliteration entschieden hat. Obwohl man Augsburg Owls irgendwie auch dazu zählen könnte. Die neueste Posse im Theater der Namensfindung liefert das Team aus Stuttgart. Wo immer sich eine neue Gruppe bildet, überschlagen sich die wildesten Vorschläge. Am heißesten diskutiert wurde „Stuttgarter Stuten“. Ich für meinen Teil bin der Meinung, dass das Team und die Quidditch-Welt ohne diesen Namen besser dran ist. Nicht auszudenken, was bei den Besenreitenden da für Wortspiele aufgekommen wären. Ganz abgesehen von der Konnotation dieser Bezeichnung.

Die Wahl fiel schließlich auf den viel wohlklingenderen Namen „Stuttgart Spätzle Warriors“. Nur um kurz darauf vom Vorstand des Deutschen Quidditch Bundes (DQB) gekippt zu werden. Ein Teamname dürfe kein Essen enthalten, war die Begründung. Was diese Geschmacksverirrung köstlich abrundet, ist die Tatsache, dass die Präsidentin des DQB gleichzeitig Gründerin des Stuttgarter Teams ist. Zack, Vorhang zu!

Keinen Applaus gibt es sicherlich vom Bielefelder Basilikum. Und die Smoking Cauldron Stuttgart, wie sie jetzt heißen, müssen wohl ohne Zutaten im Kessel auskommen. 


In diesem Text wird nur auf Quidditch und Roundnet eingegangen. Gibt es in deinem Sport auch tolle, lustige, kreative Teamnamen? Schick sie uns per Mail, bei Facebook oder Instagram. 


Kulinarische Sensationen gibt es dafür im Roundnet zu finden. Wahre Feinschmecker findet man bei „Blockwurst“ aus Aachen, „Kaffeeklatsch“ aus Köln und „Obazda & Spundekäs“ aus München/Mainz. Interessant wäre auch die Begegnung zwischen „Spiketti Bolognese“ aus Siegerland/Köln und „Spiketti Carbonara“ aus Hameln. Die Roundnet-Community erweist sich als äußerst kreativ was ihre Teamnamen angeht. Häufig kommen dabei Wortspiele mit Begriffen aus der Sportart heraus. Musikalisch geht es weiter mit „Rim of Fire“ aus Regensburg und „Block ˋn ´ Roll“ aus Köln. Freunde des bewegten Bildes findet man bei „Old Schmetterhand“ aus Flensburg, „Vier Fäuste für ein Hallelujah“ aus Siegerland/München und „NETflix und Chill“ aus Siegerland. Als „Honorably mentions“ möchte ich euch folgende Namen nicht vorenthalten: „Die Gebrüder Rim“ aus Frankfurt, „Schlechtschmetterfront“ aus Köln und so etwas wie meinen persönlichen Favoriten „Glückwunsch - aber gegen uns hätten wir auch gewonnen“ aus Frankfurt. Was mir zu denken gibt, alle diese Teams sind Männerteams. Vielleicht müssen Männer fehlende Spielstärke mit kreativen Ausgüssen wettmachen. Bei der deutlich geringen Anzahl an Frauenteams bin ich leider kaum fündig geworden. Am ehesten ist da „PollyPocket“ aus Köln zu nennen. Dass es in Hildesheim auch ein „Polly Pockets“ gibt, scheint kein Problem zu sein.

Ein weiteres Buffet an dem sich Teams auch gerne bedienen sind regionale Bezüge. Zu sehen an den Quidditch-Teams Rheinos Bonn und Three River Dragons Passau, die sich offensichtlich ihrer Flüsse sehr verbunden fühlen. Ein Gießener Roundnet-Team nennt sich ganz ohne Schnörkel wie die historische Figur der Stadt, der „Schlammbeiser“. Mehr über den “Schlammbeiser” erfährst du hier.

Was mich letztens allerdings stutzig machte, war, dass sowohl die Kasseler Roundnet Community (mit tollen Namen wie „Big and Tasty“ oder „Lang und Elend“) als auch das Kasseler Quidditch-Team „Raccoons“ im Namen führen. Ein schneller Blick auf das Wappen der Stadt bot keine Erleuchtung. Doch als ich „Kassel Waschbären“ in meine Lieblingssuchmaschine eingab, öffneten sich mir neue Welten. Die hessische Stadt hat seit einiger Zeit mit einer wachsenden Population dieser Tiere zu kämpfen. „Hauptstadt der Waschbären“ wird Kassel deshalb auch genannt. Und das nur weil 1934 ein erwachsenes Waschbär-Paar aus Nordamerika am 48 km entfernten Edersee ausgesiedelt wurde. Mit den oben genannten Esskapaden hätten diese kein Problem gehabt: Waschbären sind Allesfresser.

Mit den Zutaten Alliteration,Tierzusatz und regionalem Bezug hat man ein tolles Rezept für neue Sportteams. Wenn das dann aber zu einem Konstrukt wie beim American Football-Team „Berlin Bears“ führt, ist es doch das Einfallsloseste, was ich bisher gehört habe. Kann halt nicht jeder so kreativ sein, wie die Menschen aus den unpopulären Sportarten. Mein Quidditch-Team ist übrigens auch nicht von einer Alliteration verschont geblieben: Berlin Bluecaps. Lieber nochmal schnell nachschlagen was Bluecaps eigentlich sind.

 

In unserer neuen Kolumne schreiben die vier Gründungsmitglieder der MUS-Redaktion in loser Folge über Themen, die sie beschäftigen. 

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