Bezahlung fürs Ehrenamt? Verschiedene Wege im unpopulären Sport

 

Es ist, wenn man so will, die Gretchenfrage des Amateursports: „Wie hältst du es mit dem Geld?“ Während es in etablierten Sportarten üblich ist, dass bestimmte Verbandsjobs bezahlt werden und oft sogar einzelne Aktive im Amateurbereich Geld bekommen, sieht die Situation im unpopulären Sport anders aus.

Teilweise gibt es, wie zum Beispiel im Jugger, überhaupt keine Strukturen, um Ehrenamtler zu bezahlen. Wenn es nichtmal einen deutschen Jugger-Verband gibt, gibt es natürlich auch niemanden, der die Freiwilligen bezahlen könnte. Umso erstaunlicher ist es, dass die britische Quidditch-Community nun einen ganz anderen Weg geht. Josh Fogg erhält als Präsident des britischen Quidditchverbands künftig 5.000 Pfund (knapp 6.000 Euro) Gehalt pro Jahr.

Natürlich sind rund 6000 Euro im Jahr keine Bezahlung, von der man in Großbritannien leben könnte. Insofern bleibt auch der Posten des Verbandschefs im britischen Quidditch ein Ehrenamt – oder maximal ein Nebenjob. Andererseits sind 6000 Euro durchaus mehr als eine kleine Aufwandsentschädigung. Insofern stellt sich durchaus die Frage, warum der britische Verband so viel Geld für die Bezahlung ihres Präsidenten ausgibt.

Grundsätzlich liegt die Vermutung nahe, dass auch im britischen Quidditch ein Problem existiert, das fast jeder unpopuläre Sport kennt: Es finden sich zu wenig Freiwillige, die Verbandsaufgaben oder generell organisatorische Aufgaben übernehmen wollen. Insofern ist es sicherlich ein legitimer Ansatz, die Motivation mit einer Bezahlung zu erhöhen.

Allerdings scheint es bei vielen Communitys des unpopulären Sports durchaus eine ablehnende Haltung zum Thema Bezahlung zu geben. So sagt Simba als Gremiumssprecher der deutschen Jugger Liga, dass es „in der Community eine gewisse Sorge gibt, dass mit dem Geld auch die Gier Einzug in Jugger erhält und der Sport weniger offen für alle ist“.

Diese Skepsis ist einerseits verständlich, andererseits aber auch erstaunlich, denn auch im Jugger ist die ehrenamtliche Arbeit offensichtlich ein großes Problem. „Es mangelt an allen Ecken und Enden an Leuten, die Verwaltungs- oder Organisationsaufgaben übernehmen“, betont der Gremiumssprecher. Das Problem ist also bekannt, aber Geld scheint nicht die Lösung zu sein.

Ähnlich lässt sich die Meinung zum Thema Bezahlung im Roller Derby zusammenfassen. Dort gilt das Motto "by the derby community for the derby community". Die Gemeinschaft selbst organisiert alles, was für die Gemeinschaft nötig ist. Von Roller Derby Deutschland wird außerdem darauf wert gelegt, dass man sich als subkulturell geprägte Sportart „vom kommerziellen Sportbetrieb abgrenzen“ möchte. Hier geht es grundsätzlich also auch um Ideologie. Der Verzicht auf eine Bezahlung wird nicht als Makel gesehen, sondern als Alleinstellungsmerkmal der Community.

Ganz so weit geht es beim Unterwasserhockey nicht. Auch hier ist die Ausgangslage ähnlich wie beim Jugger oder beim Quidditch. Es gebe durchaus Schwierigkeiten bestimmte Positionen in den Vereinen zu besetzen, erklärt Selina Höckele, die bei UWH Deutschland für die Medienarbeit zuständig ist. Sie betont allerdings auch, „dass ein Vereinsvorstand dieses Amt nicht aus finanzieller Motivation heraus übernehmen sollte.“

Komplett verschließen will man sich dem Gedanken an Bezahlung, anders als im Jugger oder Roller Derby, allerdings nicht. Es gebe derzeit durchaus Gedankenspiele künftig bei Ligaspieltagen Aufwandsentschädigungen zum Beispiel im Schiedsrichterwesen zu zahlen, betont Höckele. Die Unparteiischen würden dann einen geringen Geldbetrag für ihre Tätigkeit bekommen – dies wäre aber natürlich eine einmalige Zahlung, die an das jeweilige Event geknüpft ist.

Genau so ist die Bezahlung auch bei vielen großen Turnieren im Quidditch geregelt. Refs bekommen einen minimalen Geldbetrag für ihre Leistung – Headrefs sogar etwas mehr. Ob das jedoch wesentlich zur Motivation beiträgt, bleibt natürlich spekulativ.

Am besten ist es da natürlich, wenn man solche Spekulationen zur Motivation gar nicht erst anstellen muss, weil sowieso genügend Personal vorhanden ist. So scheint es im Roundnet zu sein. „Wir haben bisher keine Probleme Leute zu finden“, sagt Philipp Kessel, Referent für Marketing & Kommunikation bei Roundnet Germany. Dementsprechend gibt es offenbar auch keine Bestrebungen, eine Bezahlung einzuführen.

Grundsätzlich scheinen die knapp 6.000 Euro für den britischen Quidditch-Präsident also die große Ausnahme im unpopulären Sport zu sein. Bezahlung spielt in der Mehrheit der Sportarten keine große Rolle und in den meisten Fällen wird das auch als positiver Umstand empfunden. Wer Geld verdienen will, muss sich etablierten Sportarten zuwenden.


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